The Women I met in the Train

Meine Fotografie ist für mich untrennbar mit Menschen verbunden. Die verschiedenen Seiten eines Menschen mit der Kamera herauszukitzeln, auszuarbeiten und sichtbar zu machen, ist für mich nicht nur DIE große Herausforderung bei der Porträtfotografie, sondern auch schlicht der Reiz, meine Motivation mich überhaupt auf den Menschen vor der Kamera einzulassen, überhaupt die Kamera in die Hand zu nehmen. Jemanden wie hier, offen oder abweisend cool, in Gedanken versunken oder fröhlich, verletzlich oder stark zu zeigen, bedarf vor allem eines großen Vertrauens vor der Kamera und viel Einfühlungsvermögen hinter der Kamera.

Als ich die Bilder nach dem Shooting am Rechner bearbeitet habe, war ich fast erschrocken, wie unterschiedlich die Bilder waren, wie unterschiedlich die Stimmungen, Ihre Ausdrücke. Mittlerweile kenne ich die Lady vor der Kamera auch persönlich etwas und kann heute erkennen, dass das Shooting schon viele Dinge angedeutet hat, die erst später kamen, erkennbar bzw. an der Oberfläche sichtbar wurden. Eine sehr besondere, wenn auch nicht immer schöne oder leichte Erfahrung. Aber eine Erfahrung, die mich weitergebracht hat als Mensch.

Das ist nicht alltäglich. Dieses Shooting war sicherlich eines der offensten (wenn auch nicht von Anfang an), intensivsten, tiefsten und kreativsten Shootings. Nicht weil wir diverse Posen, Outfits, Makeups oder Frisuren ausprobiert haben. Nein, ganz im Gegenteil, weil wir alles das nicht getan haben. Der Outfitwechsel zB. beschränkte sich auf einen Pulli, der aus- und wieder angezogen wurde. That was it. Auch das Setup mit Tageslicht am Abend in einer Einzimmerwohnung in Köln sorgte für einen ganz bestimmten Fokus auf den Menschen, mit seinen unterschiedlichsten Facetten, verborgenen Charaktereigenschaften, Widersprüchen, Unsicherheiten, Misstrauen, Schwächen aber vor allem auch Stärken. Ihrem Charme, ihrer Fröhlichkeit und dem teilweise sehr einnehmenden fast entwaffnenden Wesen. Vor allem einer großen Wandelbarkeit, den  plötzlichen Überraschungen und unterschiedlichen Stimmungen. Eben auf den Widersprüchen, die in jedem Menschen stecken. Was das angeht, meine für mich wichtigste Arbeit der letzten Jahre, wenn nicht überhaupt.

Ach ja… ich hab mich auch in der Bildbearbeitung nicht an das Mantra, einen Stil für alle Bilder gehalten, sondern wild und ohne nachzudenken gewechselt, geändert, und wieder gewechselt, so wie es sich für jedes Bild, jede Stimmung, jeden Ausdruck richtig anfühlte. Es mag daher kein stimmiges Gesamtbild im Sinne einer Bilderstrecke geben, aber who cares … für mich ist es so perfekt.

 

Aber seht selber. Vielen Dank, für Dein unglaubliches Vertrauen in diesem Momenten, für diese Erfahrung mit allem was dazu gehörte.

April 2019  und Oktober 2019

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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